Facts of Poetry (2011)

 Projektraum1 Kunstraum Kreuzberg/ Bethanien

Facts of Poetry

Die Ausstellung Facts of Poetry zeigt Arbeiten, die bildhaft poetische Momentaufnahmen untersuchen. Poesie wird als Intensität und Verdichtung, als Mehrdeutigkeit und als das Changieren zwischen An- und Abwesenheit verstanden. Dabei spielt die Übertragung poetischer Strukturen auf die bildenden Kunst – wie Zeit, Rhythmus oder Metaphorik – genreübergreifend in den Medien Zeichnung, Video und ortsspezifische Installation eine zentralle Rolle. Poesie wird als substanzielles Element jeder künstlerischen Tätigkeit begrifen.

Der Ausstellungsort, 5 Räume des Projektraums 1 im Kunstquartier Bethanien wird über ein Wochenende (4 bis 6.11.2011) mit den Arbeiten von Tania Bedriñana, Cécile Belmont, Sandra Contreras, Meike Dölp, Steffi Jüngling, Beatrice Gysin und Antonio Paucar bespielt.

Tania Bedriñana (geb. 1973, Peru) “Simple Songs” sind eine Serie von Zeichnungen mit Bleistift auf dünnen Papierblättern, die über mehrere Jahren als endloses Narrativum entstanden sind. Rasch und präzis, fast wie von selbst entwickelt sich hier aus der Linie (Takt und Strich) eine autonome Welt, eine Kinderwelt. Von Minute zur Minute entfalten sich widersprüchliche Gefühle, Lust und Angst. Diese Bilder nähren sich von Empfindungen der Gegenwart und der assoziativen Rekonstruktion biographischer Quellen. Sie nehmen Gestalt an und verknüpfen sich. Einige flüchten.

Cécile Belmont (geb. 1974, Frankreich) Die in Stoff gestickte Vergangenheit entstand während einer Reise. Anstatt ein Tagebuch zu führen, hielt sie Momente beim Nähen fest. Hängend im Raum wirken die Stoffe als anmutige Landschaften, Kartographien der Erinnerung.

Sandra Contreras (geb. 1974, Mexico) Ein Gehirn hängt in der Luft und wird beurteilt. Die Künstlerin beschäftigt sich mit wissenschaftlichen Illustrationen und entsprechenden Büchern. In diesen herrscht die Logik und Rationalität, welcher die Künstlerin wiederspricht. Sie hinterfragt die Wissenschaft und fügt die fehlende Sinnlichkeit hinzu.

Meike Dölp (geb. 1970, Deutschland) Sie wird sich mit ihrem eigenen Namensgedächtnis auseinandersetzen. So viele Menschen begegnen uns im Laufe unseres Lebens. Was ist aus ihnen geworden? Kann ich mich noch an sie erinnern? Ohne facebook und andere Internetforen wird ein Bild von der Vergangenheit entworfen, das „Hobbies“, „Beziehungsstatus“, „Vita“ etc. ausschließt und dennoch einen intimen Zugang ermöglicht, ohne dabei zu entblößen. Das eigene, persönliche Sein und Zweifeln an der Welt wird dabei untersucht und im Modell –anhand von Zeitungsausschnitten, Bastelarbeiten und Diagrammen- visualisiert.

Batrice Gysin (geb. 1947, Schweiz) Ihre Zeichnungen bestehen aus unendlichen Linien. Sie zeichnet transistorische Zustände und Spuren im Sediment ohne Monumentalität oder Schnelligkeit. Das Betrachten führt in einen meditativen Zustand, in dem man schwebend die oberflächliche Wahrnehmung erweitern kann.

Steffi Jüngling (geb. 1970, Deutschland) Ihre ortsspezifische Installationen lassen sich auf jeweilige lokale, geographische und historische Gegebenheiten ein. Die gezeigte Arbeit „It’s a boy!/It’s a girl!” ist Teil der Serie „Happy Birthday Hedwig!“, die aus der Beschäftigung mit der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Hedwig Dohm entstanden ist. Die Berlinerin Hedwig Dohm war eine Vorreiterin der deutschen Frauenbewegung, die sich früh publizistisch für Gleichberechtigung eingesetz hat. Die in der Ausstellung gezeigte Arbeit thematisiert spielerisch die „Un-Gleichheit der Geschlechter“.

Antonio Paucar (geb.1973, Peru) In den Videoarbeiten des Performance-Künstlers spiegeln sich in poetischer Form autobiografische Aspekte aus den Anden Perus im Zusammenspiel mit unterschiedlichen kulturellen Identitäten wieder. Aktion, Ritual und Abstraktion sind wesentliche Bestandteile seiner Kunst. In der Ausstellung zu sehen ist ein Video, wo der Künstler auf geheimnisvolle Weise Linien und Kohlespuren an Wänden entstehen und sich bewegen lässt, als zeichneten sie sich selbst.